Donnerstag, 1. Juli 2021

Hitze

 

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Wenn ich in meinem Blog vom Wetter spreche geht es normalerweise um einen Hammer Schneesturm oder um extreme Kältephasen. Aber es gibt auch das gegensätzliche Extrem, d.h. wahnsinnige Hitzeperioden. 

In Montreal ist das meistens geprägt von großer Luftfeuchtigkeit da der Jetstream über den großen Seen viel davon aufnimmt und es dann zu - gefühlt - locker mal so 40 Grad kommen kann, auch Nachts. Die nächtliche Temperatur stagniert dann so zwischen 25 und 30 Grad Celsius und durch die extreme Luftfeuchtigkeit entsteht diese unglaubliche Schwüle (Humidex Faktor). Ebendieser Faktor ist für uns Franken sehr gewöhnungsbedürftig. 

Dazu kommt am Tag die drückende und unglaublich intensive südliche Sonne (Breitengrad Mailand) und dann kann es BRUTAL werden. Aber: ich habe es noch nicht erlebt dass wir, sagen wir mal so im Extremfall, über gefühlte, also mit Humidex, 45 Grad gehen. Das ist dann schon unglaublich heiß und wenn man da z.B. aus einem einigermaßen klimatisierten Gebäude kommt, dann ist das so als würde man gegen eine Wand laufen. Die Stadt wird zum Backofen, heizt sich derartig auf, dass die Temperaturen auch Nachts nicht mehr "angenehm" sind. Selbst Gewitter ändern häufig nichts, insofern sie keine "Kaltfront" bringen (25 Grad) sondern bringen noch mehr "Dampf" und noch krassere Luftfeuchtigkeit. 

Am Chalet, mitten in der Pampa und im Grünen, sind die Nachttemperaturen selten über 25 Celsius und häufiger gibt es so ca. 7 bis 10 Grad niedrigere Temperaturen als in der Stadt. In der Regel sind es angenehm kühle Nächte.

Wir hatten in der Tat schon ein paar heiße Phasen diesen Sommer, auch einen trockenen und sonnigen Mai aber was diese Woche an der Westcoast passiert ist hat es wohl in der meteorologischen kanadischen Geschichte noch nie gegeben. 

Eine 25 Grad Celsius Anomalie!!! D.h. die Spitzenabweichung nach oben, im Vergleich zum 100 Jahre Durchschnitt, war 100%. Hunderte von Menschen sind am "sudden Death" gestorben. Es mussten riesige klimatisierte Notunterkünfte eingerichtet werden um den Menschen Schutz zu bieten. 

Reelle 50 Grad sind - auf längere Sicht - nicht Überlebens fähig für den Menschen. Der sogenannte "Heat Dome" ging auch angeblich bis weit hoch Richtung Arktis. Dort sollten um diese Jahreszeit so ca. 0 Grad herrschen und keine 30. 

Auffällig ist auch, dass die Hitzewellen früher im Kalenderjahr auftreten und länger bleiben. Die krassen Monate kommen ja erst noch: Juli und August.

 https://www.bbc.com/news/world-us-canada-57665715

Gott sei Dank hat sich der Jetstream wieder etwas in Bewegung gesetzt und die Hitzefront schiebt sich Richtung Saskatchewan und Manitoba. 

Uns in Montreal bleibt das wohl erspart und wir gehen auf angenehme 25 Grad zu, so im Mittel über die nächsten Tage. 

Alter Schwede, wenn das so weitergeht mit dem Klimawandel, dann Gnade uns Gott. Wenn der Permafrost der Arktis auftaut, das gespeicherte Methan freigibt, dann kann es nicht mehr weit sein bis zum Kipppunkt.

Weite Teile der USA erleben gerade eine historische Dürre und was wir in Franken vor drei oder vier Jahren gesehen haben war ja wohl auch irgendwie "historisch". Ein statisches Hochdruckgebiet über Deutschland.

Die Wälder geschwächt und geschädigt wie noch nie. 

Reini hat damals gemeint er hätte noch nie in seinem Leben die Quelle am Reisighof so schwach fließen gesehen.   

Schaun mer mal was uns dieses Jahr noch so bringt.   

Und hier noch aus der SZ von heute:

USA und Kanada:Wenn Hitze gefährlich wird

Dringend nötige Kühlung: Wegen der Rekordhitze steht ein Mann in einem Springbrunnen in Portland im US-Bundesstaat Oregon.

(Foto: Kathryn Elsesser/AFP)

Nordamerika wird von einer enormen Hitzewelle getroffen. Und auch anderswo auf der Welt ist es ungewöhnlich heiß. Doch wann werden hohe Temperaturen für den menschlichen Organismus bedrohlich und was passiert dann im Körper?

Von Werner Bartens und Marlene Weiß

Portland im Bundesstaat Oregon im Nordwesten der USA ist normalerweise eine Stadt mit ausgesprochen mildem Klima. Wer sich dennoch über das Wetter beschweren möchte, kann allenfalls über den häufigen Regen klagen, vor allem im Winterhalbjahr. Momentan aber werden die Stadt und mit ihr große Teile der Westküste von Kanada und den USA von einer nie da gewesenen Hitzewelle getroffen. Der bisherige Allzeit-Hitzerekord für Portland lag bei 107 Fahrenheit, etwa 41,7 Grad Celsius. Am Samstag wurde er gebrochen, am Sonntag erneut, am Dienstag nochmals mit unfassbaren 46,7 Grad. Die Hitze ist so groß, dass Einwohner in gekühlte Gemeindezentren fliehen. In Lytton, einem Dorf etwas weiter nördlich in der kanadischen Provinz British Columbia, kletterte das Thermometer am Dienstag auf spektakuläre 49,6 Grad - absoluter historischer Rekord für Kanada. Es sind Temperaturen, die kein Mensch über längere Zeit aushält.

Hinter der Hitzewelle, die der US-National Weather Service in einem Bulletin vom Sonntag "historisch und gefährlich" nannte, steht eine ungewöhnliche Wetterlage, ein sogenannter Hitzedom oder eine sogenannte Hitzeglocke. Man spricht auch von einer Omega-Lage, weil die Form der Strömung dem griechischen Großbuchstaben ähnelt: Zwischen zwei Tiefdrucksystemen hat sich ein Hochdrucksystem sozusagen verkeilt über dem amerikanischen Nordwesten, was dazu führt, dass eine Art Blase warmer Luft lange dort verharrt.

Allerdings ist es kein Zufall, dass nun schon wieder ein Hitzerekord nach dem anderen fällt - Wetter gab es immer, das Klima aber, vor dem es stattfindet, ist auf menschlichen Zeitskalen neu. Zum einen treibt der Klimawandel die Hintergrundtemperaturen hoch. Die Erde hat sich bereits um mehr als ein Grad Celsius erwärmt, regional auch deutlich mehr. Das gleiche Wettergeschehen hätte demnach vor 30 oder 40 Jahren entsprechend niedrigere Temperaturen produziert.

Auch in Estland, Ungarn und Belarus wurden neue Hitzerekorde für den Juni erreicht

Hinzu kommt, dass der Klimawandel auch Strömungsmuster prägen und dadurch ins Wetter eingreifen könnte. Viele Forscher vermuten, dass der Jetstream, das Band von Höhenwinden, geschwächt wird, das normalerweise stetig von West nach Ost rund um die Arktis weht. Denn weil sich die Arktis viel stärker erwärmt als mittlere Breiten, schwindet der Temperaturunterschied, der ein Treiber des Jetstreams ist. Statt Hochs und Tiefs zügig weiterzuschieben, kann er dann öfter so wie jetzt große, stehende Wellen schlagen - so können sich Omega-Lagen festsetzen, und warme Luft aus dem Süden kann weit nach Norden schwappen. "Dabei gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, aber wir verschieben mit dem menschgemachten Klimawandel die Wahrscheinlichkeiten, und zwar nicht zu unseren Gunsten", sagt Dim Coumou vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Vrije Universiteit Amsterdam. "Hitzeglocken, wie sie jetzt in Teilen der USA auftreten, können viel länger andauern."

Auch andere Teile der Welt wurden in den vergangenen Wochen von Hitzewellen erfasst. In Estland, Ungarn und Belarus wurden neue Juni-Hitzerekorde erreicht. In Saskylach im äußersten Norden Sibiriens, weit innerhalb des Polarkreises, wurden am 20. Juni 31,9 Grad gemessen. Anfang Juni erlebten auch der Nahe und Mittlere Osten eine Hitzewelle, die mit Temperaturen teils jenseits von 50 Grad etwa in Iran, Kuwait, Oman und Pakistan neue Rekorde für den Monat setzte.

Laut einer 2020 in Science Advances erschienenen Studie wird schon heute immer häufiger in einzelnen Regionen die Toleranzgrenze des menschlichen Körpers überschritten, was den kombinierten Wert von Hitze und Luftfeuchtigkeit angeht. Demnach könnten Teile der Welt noch früher als angenommen tatsächlich zeitweise unbewohnbar werden, wenn nicht entsprechende Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden.

Fluchtpunkt: Im gekühlten Oregon Convention Center suchen Bewohner von Portland Schutz vor der Hitze.

(Foto: Kathryn Elsesser/AFP)

Denn eigentlich ist die körpereigene Klimaanlage des Menschen ziemlich ausgereift. Im Laufe der Evolution dünnte sich bei den menschlichen Urahnen die Behaarung aus, sie bildeten immer mehr Schweißdrüsen. Bis zu fünf Millionen davon sind über die Haut verteilt - mehr als bei allen anderen Primaten - und sondern Schweiß ab. Wenn dieser verdunstet, wird dem Organismus Wärme entzogen. Eine bessere Kühlleistung ist kaum möglich, allerdings ist es dafür wichtig, den Schweiß nicht gleich abzuwischen. Eine populäre Theorie unter Evolutionsforschern besagt, dass die menschlichen Vorfahren aus der Savanne sich auch deshalb gegenüber ihren Mitbewerbern durchgesetzt haben, weil ihr Kühlsystem überlegen war. Stundenlang konnten sie im Dauertrab Tiere durch die Steppe jagen, die zwar schneller waren als sie, aber irgendwann überhitzt zusammenbrachen.

Doch auch der Mensch kommt an seine Grenzen, jenseits der physiologischen Körpertemperatur von 37 Grad wird es anstrengend - eben wie jetzt unter dem Hitzedom an der Pazifikküste. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit und ausreichend Flüssigkeit lassen sich zwar sogar 50 Grad ein paar Stunden lang aushalten, bei hoher Luftfeuchtigkeit kommt das Cool-down-System des Menschen aber bereits bei 40 Grad nicht mehr mit, und die Wärmeregulation versagt. Es droht der Kollaps.

Verschiedene Fühler im Körper melden die Außentemperatur an das Gehirn, wo neuronale Netzwerke zwischen Hypothalamus, Hirnstamm und anderen Regionen bei Bedarf die körpereigene Kühlung hochregulieren. Wann diese Schwelle erreicht wird, ist innerhalb gewisser Grenzen individuell unterschiedlich. Gefährlich werden hohe Temperaturen dem Organismus auf mehrere Arten - Ärzte der Universität Hawaii haben 2017 gleich 27 Arten beschrieben, die zum Hitzetod führen können.

Eine erhebliche Gefahr besteht darin, dass bei großer Wärme mehr Blut als sonst in die oberflächlichen Hautbereiche geleitet wird. Die Venen erweitern sich, was zwar der Kühlung zugutekommt, doch die Umverteilung kann anderswo im Kreislauf zu Mangeldurchblutung führen, sodass wichtige Organe wie Herz, Hirn, Lunge, Leber und Darm geschädigt werden. Infarkt, Schlaganfall, Leberversagen und Darmentzündung können die Folge sein.

Steigt die Körpertemperatur auf 40 Grad oder mehr, droht ein Hitzschlag

Weil sich das oberflächliche Venennetz in der Hitze weitet und verstärkt Schweiß abgesondert wird, benötigt der Mensch zusätzlich Flüssigkeit. Er muss mehr trinken. Das belastet den Organismus, das Herz muss verstärkt arbeiten, was gerade für ältere Menschen zur Gefahr werden kann. Zudem ist oftmals ihr Durstgefühl gestört, sie merken es gar nicht, wenn Flüssigkeitsmangel droht. Ein Teufelskreis, denn dadurch werden wiederum andere Körperfunktionen beeinträchtigt.

Wenn der Körper die Kühlleistung nicht mehr aufrechterhalten kann, steigt die Körpertemperatur auf 40 Grad oder mehr - ein Hitzschlag droht. Jetzt sind nicht nur Herz und Kreislauf durch zusätzliche Arbeit gefordert, sondern die Hitze wirkt sich direkt auf Gewebe und Moleküle aus. Hormone, Neurotransmitter und Botenstoffe des Immunsystems reagieren nur noch träge oder stellen langsam ihre Funktion ein. Aufgrund der Mangeldurchblutung womöglich bereits in Mitleidenschaft gezogene Zellen werden geschädigt; besonders der Darm reagiert darauf empfindlich, und Zellen sterben ab. Diese zytotoxische Reaktion führt zur Freisetzung giftiger Substanzen, was wiederum Entzündungen entstehen lässt, den Körper zusätzlich belastet und ihm Energie raubt. Übermäßige Hitze kann neben Herzkreislaufleiden diverse Organschäden und Atemwegserkrankungen begünstigen. Besonders Alte und Vorerkrankte sind gefährdet.

Im August 2003 kamen bei einer Hitzewelle in Europa bis zu 50 000 Menschen um, besonders in Frankreich. Eine ungeheure Zahl, die jedoch verblasst angesichts aktueller Warnungen der WHO. Sie prognostiziert 250 000 zusätzliche Hitzetote - und zwar jedes Jahr.

 

 

 

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