absoluter ok Artikel, aber da ich mich seit ca. 18 Jahren mit der Materie rumschlage kann ich mir die "Spitzen" einfach nicht verkneifen. Alle Kommentare beziehen sich ausschließlich auf Quebec - von Kanada an und für sich habe ich nicht die geringste Ahnung.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/zuwanderung-kanada-deutschland
ZuwanderungAuf der Suche nach dem Designer-Immigranten
Kanada gilt für viele als Vorbild für eine gesteuerte
Zuwanderung. Das Land nutzt dafür ein kompliziertes Punktesystem.
Problemlos ist das nicht (
Kanada
ist Projektionsfläche für viele Sehnsüchte. Diese Weite! Die Bären! Die
Wildnis!
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genau, 80 % der Kanadier leben, laut Statistik, in Großstädten entlang der US-kanadischen Grenze und die meisten von ihnen werden in ihrem gesamten Leben garantiert keinen anderen Bären als den Plüschbären von ihrer Tochter sehen.
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Und eine Einwanderungspolitik, die von einigen in Europa zum Mythos erhoben wird.
Wegen des Punktesystems – so die Annahme – kommen nur die hochqualifizierten
und integrationswilligen Migranten nach Kanada.
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was das in der Realität bedeutet führe ich ein wenig später auf .....
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Die
Realität ist komplizierter. Was Kanada mit europäischen Ländern wie
Deutschland
gemein hat, ist die schleichende Überalterung der Gesellschaft und die
Tatsache, dass die
Frauen zu wenige Kinder gebären. In Kanada deckt deshalb die Zuwanderung
den größten
Teil des Bevölkerungswachstums ab. Ohne Immigranten bräche der
Arbeitsmarkt
rasch zusammen. Die Unternehmen suchen Fachkräfte mittlerweile verstärkt
im Ausland – vom Herzchirurgen bis zum fähigen Handwerker.
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in 16 Jahren mit immerhin ca. 10000 Immigranten habe ich einen ausgebildeten Elektriker als Kunden gehabt und, gefühlt, 200 Herzchirurgen.
Der Elektriker hat am nächsten Tag gearbeitet - die Herzchirurgen fahren momentan noch Taxi. Bis Uber den ganzen Laden übernimmt.
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Doch
auch in Kanada läuft die Migrationspolitik nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Auf der Suche nach den idealen Immigranten
– ironisch "Designer-Immigranten" genannt – ändert die Regierung immer
wieder den Selektionsprozess. Früher war es wichtig, dass Immigranten etwas
Nützliches zur Gesellschaft beitrugen.
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Deswegen bin ich "selmol" hergekommen (kleiner Witz)
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Heute richtet sich Kanadas
Einwanderungspolitik sehr stark an den Bedürfnissen der Wirtschaft aus.
Nach Auffassung von Gilles Paquet,
Ökonom an der Universität Ottawa, geschah das bislang mit
begrenztem Erfolg: "Seit den neunziger Jahren dauert es immer länger,
bis Immigranten ein ähnliches Wohlstandsniveau erreichen wie die
Kanadier", sagt der Autor eines kritischen Buches über Kanadas
Einwanderungspolitik.
Seiner Ansicht nach fehlt Kanada eine Politik der
aktiven Integration.
Anfang des Jahres hat Kanada sein Punktesystem zum wiederholten Male reformiert. Es belohnt weiterhin vor allem
Alter, Sprachkenntnisse, Ausbildung und Arbeitserfahrung. Doch ohne
Stellenangebot ist die Einwanderung selbst für Fachkräfte mittlerweile nahezu
unmöglich. Die Hälfte der maximal erreichbaren 1.200 Punkte erhält ein
Bewerber, wenn er ein Stellenangebot aus Kanada vorweisen kann. Angenommen die
Bewerberin ist 34 Jahre alt, spricht sehr gut Französisch oder Englisch,
besitzt eine Ausbildung in einem Mangelberuf wie Krankenschwester, Ingenieur oder Programmierer,
dann hat sie die Arbeitserlaubnis quasi in der Tasche.
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Die Arbeitserlaubnis schon, aber noch lange keine Arbeit. Und weder die Krankenschwester, noch der Ingenieur können ihren gelernten Beruf ausüben. Die Krankenschwester wird nämlich maximal als Pflegerin oder Hilfskraft arbeiten können und der Ingenieur de facto nie als Ingenieur. Techniker ist das höchste der Gefühle. Der Programmierer wird relativ einfach einen Job finden - hängt aber auch wiederum davon ab. Dann stellt sich - zumindest in Quebec noch die Frage der Sprache. Englisch? Maybe. Französich? Als alleinige Sprache in vielen Bereichen meist nicht ausreichend. Also unbedingt zweisprachig - das sind leider die Wenigsten - zumindest am Anfang.
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Föderalismus als Stolperstein
Auf
einer Regierungswebseite werden die Berufsprofile gewünschter
Immigranten präsentiert. Arbeitgeber und Behörden suchen sich dann unter den Bewerbern die geeigneten
Kandidaten heraus. Fachkräfte aus dem Ausland gelangen so auf Stellen, für die Kanadier fehlen.
Das Programm heißt
Express Entry, weil die Kandidaten wegen ihrer Eignung
nach wenigen Monaten einwandern können. Mit
Express Entry kommt die größte Zahl
von Einwanderern nach Kanada.
Allerdings haben es auch gut ausgebildete Immigranten haben oft nicht leicht – und schuld daran
ist der kanadische Föderalismus. Zwar wird die Ausbildung im Ausland beim
Selektionsprozess angerechnet, doch die Behörden in den Provinzen und
Territorien erkennen die meisten Ausbildungen, Berufsdiplome oder
Universitätsabschlüsse bisher nicht an. Oft müssen die Immigranten einen Teil
oder die gesamte Ausbildung nochmals durchlaufen, sonst können sie nicht in
ihrem Beruf oder nur als Hilfskräfte in Kanada arbeiten.
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das betrifft übrigens nicht nur die Immigranten, auch den Typ aus Ontario welcher auf der anderen Seite der "Grenze" seinen Beruf als Bäcker ausüben möchte. Das ist so, als würde ein hessischer Berufsabschluß in Bayern nicht anerkannt werden.
Ansonten kann man und konnte man schon immer, sich sein kanadisches Visum "kaufen" - mit ca. 400000 $ Kapital.
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Der Taxi fahrende Akademiker aus Indien oder der Oberarzt aus
Pakistan, der im
Krankenhaus die Böden schrubbt, sind deshalb kein Klischee.
Eingewanderte
Krankenschwestern zum Beispiel werden zuerst als Hilfspflegerinnen
beschäftigt,
müssen dann mehrere Kurse absolvieren und schließlich eine Prüfung
ablegen.
Erst dann dürfen sie als staatlich geprüfte Krankenschwester arbeiten.
Die kanadischen Gewerkschaften schützten auf diese Weise ihre Mitglieder
und deren Arbeitsplätze gegen ausländische Konkurrenz, sagt
Zuwanderungsexperte Gilles
Paquet. Diese Diskriminierung führe jedoch zu "enormer Frustration" bei
vielen Immigranten.
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Wo er Recht hat, hat er Recht, der Gilles. In Quebec gibt es immerhin 22 "geschützte" also reglementierte Berufe. Wer hier als Anwalt, Arzt, Architekt oder Ingenieur kommt ..... siehe oben ...............
Soziale Arbeit zählt da übrigens dazu. Komischerweise wurde ich mit meinem deutschen FH Diplom 1997 vom sogenannten "Ordre" anerkannt. Gestern saß ich einem iranischen Mediziner mit 10 Jahren Berufserfahrung als Allgemeinmediziner und drei Jahren Einsatz in der Notfallaufnahme gegenüber. Kein Französisch leider, Englisch 70 %. Geniale Fachkraft. Aber: wie werde ich es ihm schonend beibringen, daß er a) die nächsten 6 Monate intensiv französisch lernen muß (Vollzeit) und b) daß er danach allerhöchstens als Krankenpfleger arbeiten darf?
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Einwanderer wollen kaum aufs Land
Kanadas
Punktesystem scheint vielen Europäern so attraktiv, weil es die
Immigranten nach ihren Verdiensten beurteilt und Willkür weitgehend ausschließt.
Die Kriterien sind transparent. Das System hat unter anderem dazu geführt,
dass in Kanada mehr als 200 Ethnien ohne Krawalle zusammenleben.
Aber nicht alles läuft problemlos: Dem Land ist es zwar
gelungen, Hunderttausende ausländische Fachkräfte anzulocken, doch
bisher
ließen sich die meisten in großen Städten und deren Umgebung nieder.
Ärzte
beispielsweise arbeiten in der Regel lieber in urbanen Zentren als in
ländlichen
Gegenden, wo sie gebraucht würden. Auch in den Ölsand-Gebieten von
Alberta fehlen Arbeitnehmer.
Inzwischen gibt es in den zehn Provinzen und drei Territorien rund 60
Programme, nach denen Immigranten ausgesucht werden. Damit können die
Behörden steuern, in welcher Gegend die Einwanderer landen.
Außerdem
braucht Kanada auch Leute, die für wenig Geld jene Arbeit verrichten, die
viele Kanadier nicht machen möchten. Für einige Berufe – wie private
Kinderschwestern aus den Philippinen – gibt es spezielle
Aufenthaltsgenehmigungen. Im vergangenen Jahr musste die Regierung jedoch ein Programm
für zeitlich begrenzte Niedriglohnstellen annullieren, weil die kanadischen
Gewerkschaften dagegen protestierten.
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nicht nur für die Kinderschwestern aus den Philippinen, auch die mexikanischen Erntehelfer dürfen für ein paar Monate ins Land. Aufs Land will aber langfristig eh kein Schwein (Bären?) aber nur weil es an einer entsprechenden Infrastruktur fehlt. Mit anderen Worten, 90 % der quebecer Einwanderer verbleiben im Großraum Montreal.
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Von Beginn an ein Einwanderungsland
Manchmal
ist auch die Bürokratie von der Antragsflut überfordert. Kanada hat pro Kopf die höchste Einwanderungsrate
der Welt und lässt Jahr für Jahr rund 250.000 Immigranten ins Land. Darüber hinaus kommen Tausende von
Flüchtlingen und Familienmitgliedern. Als es vor drei Jahren
einen enormen Antragsstau gab, verordnete
die Regierung eine Pause bei den Gesuchen. Manche Immigranten müssen auch heute bis zu fünf Jahre auf eine Antwort warten.
Genauso
wichtig wie der eigentliche Auswahlprozess ist jedoch die Einstellung
der Bürger.
In einer Umfrage des Immigrationsministeriums von 2013/14 stimmten fast
80 Prozent
der Befragten der Aussage zu, dass Einwanderung für das
Wirtschaftswachstum
notwendig sei. In Kanada gibt es keine Politiker, die gegen die
Immigration Stimmung machen. Selbst die konservative,
wirtschaftsorientierte
Regierung unter Premierminister Stephen Harper, die sonst
(weit) rechts von der
Mitte
steht, spricht sich für Zuwanderung aus.
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Die Harper Arschlochregierung sieht die Einwanderung (im deutschen Sprachraum sehe ich oft Zuwanderung ... Semantik?) als rein wirtschaftliche Angelegenheit. Wieviel gut ausgebildete und billige Arbeitssklaven brauche ich damit das Ganze (die Wirtschaft) weiterhin (billigst) funktioniert? Meiner Meinung nach ist das zu eindimensionales Denken.
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"Anders
als Deutschland war Kanada von der ersten Stunde an ein Einwanderungsland",
sagt der Einwanderungsberater Helmut Daiminger aus Vancouver. "Die Menschen
hier finden es richtig, dass jedes Jahr Hunderttausende von neuen Immigranten
ankommen." Das könne auch in Deutschland so werden, aber man müsse diesem
Prozess mehr Zeit lassen, sagt Daiminger. Auf einem solle Deutschland aber
beharren: dass die Immigranten schnell gut Deutsch sprechen. Die Beherrschung
der Landessprache sieht man in Kanada als Schlüssel für die berufliche und
soziale Integration der neuen Bürger.
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Der Landessprachen - Plural!
Gibts eigentlich Kurse in Frängisch?