Erstmal über Quebec City und Rivière du Loup immer im St. Lorenz Tal entlang. Nach Québec wird das alles ein einziges Farmland. Dann sind wir beim "Wolfsfluß" (Rivier du Loup) nach Süden abgebogen und es ging Richtung Neubraunschweig.
Wald, Wald und nochmal Wald. Wir sind gegen abends ca. 130 km Waldstrecke am Stück gefahren (von Plaster Rock nach Miramichi) und uns ist auf der gesamten Strecke genau EIN Truck entgegengekommen. Ein junger Elch war auch noch da - ansonsten tatsächlich menschenleer. Unbewohnt.
Die nordwestliche Gegend hat mich stark an Franken erinnert. hügelig und es gab viel Landwirtschaft mit Ackerflächen. Ich mußte an Reini denken, tausende von Quadratkilometern Wald - links und rechts gehen Zufahrtswege für die Harvester rein, ein Streifen Wald wird stehengelassen und der Rest ist Desasterzone. Ich mußte aber auch immer an Vater denken denn er hätte bewundernt gesagt "diese Erde". Immer wenn ich "fruchtbare Böden, Äcker und Wiesen" sehe denke ich an Vater. Er sagte immer bewundernd "diese Böden".
Am nächsten Tag, an der Küste, über Tatamagouche (Microbrauerei - da wo sich die Wasser treffen) ab nach Neuschottland und hoch auf Cape Breton. Übernachtet wurde im sehr netten B&B Duncreigan (http://www.duncreigan.ca) absolut empfehlenswert. Am nächsten Tag Abstecher nach Louisbourg - einer ehemelaligen französischen Befestigungsanlage am Atlantik. Der Temperatursturz zwischen Festland und Atlantikbrise lag gefühlt bei 15 Grad.
Anschließend hoch Richtung Cabot Trail. Es war wirklich unglaublich - nach ca. 10 Bildern habe ich aufgehört auf den Auslöser zu drücken. Erstens hätte man ca. alle 5 Minuten stehen bleiben müssen und zweitens werden Bilder dieser grandiosen und vielfältigen Landschaft eh nicht gerecht. Man muß es mit eigenen Augen sehen. Motorradfahrerisch sind New Brunswick, Nova Scotia und vor allem der Cabot Trail ausgezeichnet. Kaum Bullen und landschaftlich total abwechslungreiche kleine und oft kurvige Straßen. Manchmal mit alpinen Charakter oder auch wie im Apennin, dann auf einmal Normandie, dann plötzlich komplett anderst, aber immer am Wasser und am Atlantik - sofern man Küste fährt und etwas anderes gibt es halt nicht!
Von diesen Bildern könnte man hunderte, wenn nicht tausende machen.
Die nächsten Bilder sind dann schon wieder Festland/NC Richtung Halifax.
Halifax war dann irgendwie komisch. Downtown ist total verbaut, vermurkst, voller Beton und ein architekonischer und städtebaulicher Supergau. Hat mich stark an zerstörte deutsche Städte nach dem zweiten Weltkrieg erinnert. Nachdem ich dann mal nachgelesen habe bin ich auch darauf gekommen: 1917 wurde die Stadt bei einer der heftigsten nichtnuklearen Explosion aller Zeiten zu ca. 50 % zerstört und der Wiederaufbau mündete - meiner Meinung nach - in eine totale Katastrophe. Die Leute hingegen sind klasse, total freundlich, aufgeschlossen, es gibt gute Bars, Kneipen, Bier und keltische Musik allerorten.
Verzweifelte Versuche allerorten es wieder ein wenig zu Richten.
Der ansonsten ganz Nette Hafen wird zum einen von solchen Gigaklötzen versaut und zum anderen machen die dort liegenden Zerstörer der kanadischen Kriegsmarine einen permanenten Höllenlärm.
Meine Rückreise mußte ich alleine antreten da ich die Woche volle Pulle arbeiten muß und deshalb am Sonntag schon die Rückreise antreten mußte. Quer durch NS, dann NB, dann kurzer Abstecher an die Bay of Fundy und dann durch Maine Richtung Nordwesten - Montreal. Ich bin durch den nördlichen Teil Mains gefahren und echt, das Land ist menschenleer. Ein paar Elche waren da und ein riesiger Greifvogel mit mindestens 50 cm Spannweite ist mal ca. 50 cm vor meinem Windschild geflogen - mehrere Sekunden. Zum Greifen nahe sozusagen.
Zwangsweise stößt man irgendwo auf deutsche Biker. Aus Göttingen auf dem Weg nach Neufundland - mit ner guten alten R 80 GS.
München - Halifax geht in 6,5 Stunden. Die Atlantikprovinzen sind definitiv eine Reise wert und 4000 km in 5 Tagen sind zuviel für meine alten Knochen - Montag Nachmittag hat mein ganzer Körper nur noch vibriert.
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