Montag, 12. September 2022

Scheiß Krieg

Von der Großmutter kenne ich noch die "heroischen" Geschichten aus dem ersten Weltkrieg. Für unsere französischen Brüder und Schwestern ist es immer noch "der große Krieg" - "la grande Guerre". Jedenfalls, die Geschichte vom Opa geht so:

Unser Großvater Müller soll wohl mal in einen Granaten Trichter gefallen sei und sich da, zu seiner großen Überraschung, plötzlich mit einem französischen Soldaten zusammen gefunden haben. Der "Franzos" (wie der Vater immer gesagt hat) habe ihm dann geholfen aus dem Trichter raus zu kommen und zwar ohne sich gegenseitig umzubringen. Nu ja, wer es glaubt. Aber soll es sein. 

Es gab ja sogar ein verfilmtes Fußballspiel zwischen den "Erzfeinden" während eines Waffenstillstands. Nichts ist unmöglich. Ich habe in Frankreich mal eine Gedenkstätte besucht wo man unterirdisch ein Lazarett eingerichtet hatte, welches von Franzosen und Deutschen, im friedlichen Nebeneinander betrieben wurde. D.h. unten lag man neben einander und es gab keine Kampfhandlungen  und sobald es nach oben ging, ging das Kämpfen weiter. Was für ein Wahnsinn.

Wir, das heißt die Heisinger Familie, meine Brüder und Schwestern, die Nachkriegskinder des zweiten Weltkrieges, kennen eigentlich eher die Geschichten unserer Tante und unserer Mutter. Der Vater war viel zu traumatisiert um auch nur ein Wort darüber zu äußern oder zu verlieren. Wie oft wir Kinder - und auch die nachfolgende Generation, siehe Alex - auch nachgefragt und nachgeforscht haben wie das denn so war, im Krieg. Nichts. Nada. Schweigen. Bis zum Tot. Kein Wort. Kein einziges Wort. Nicht aus seiner Jugoslawien Zeit, nichts aus seiner Artilleriezeit in Österreich. Nichts. Jugoslawien und Lazarett in Österreich wissen wir nur weil Alex im Wehrmachtarchiv nachgeforscht hat.

Heute jährt sich übrigens Willis Geburtstag. 

Aufgrund dieser Erfahrung und Erzählungen und speziell meiner eigenen post zweiter Weltkrieg "Sozialisierung" hatte ich mich entschlossen den "Kriegsdienst" zu verweigern. Stark naiv. 80er Jahre. Kalter Krieg. Nachrüstungsbeschluss. Woodstock. Peace & Love.

Aber ich war felsenfest davon überzeugt, dass man  in Europa nie mehr mit Waffen aufeinander schießen würde. Ich war tausendprozentig davon überzeugt, dass weder Frankreich noch Russland Deutschland als Feind ansehen würden bzw. ein militärischer Konflikt zwischen diesen Staaten stattfinden könnte. 

Ein geeintes Europa, Russland als guter Nachbar. England als Freund. Frankreich "als Lover". Ich war damals davon überzeugt, dass es so um das Jahr 2000 keine militärischen Konflikte mehr geben sollte. Die Welt vereint im friedlichen Miteinander.

Nu ja, ich wurde nach drei Verfahren zum "Kriegsdienst" verurteilt, das hieß damals echt so. Von einem kriegsversehrten ex Nazirichter in Nürnberg. Der Hauptstadt "der Bewegung" - welche Ironie. Die Alternative wären ein paar Woche symbolischen Strafvollzuges gewesen aber immerhin mit eingetragener Vorstrafe. Da hätte aber auch bedeutet, dass ich nicht hätte studieren können. Ging damals mit einer Vorstrafe nicht. Jedenfalls wurde mir das damals, Anfang der 80er so suggeriert. Wie gesagt, man ist als 18 jähriger extrem naiv und beeinflussbar. Ich wollte aber unbedingt studieren.

Na ja, dann habe ich den Scheiß halt über mich ergehen lassen. Habe mit dem G3 auf die russischen Pappkameraden geschossen. Die Silhouette der russischen Helme waren damals noch speziell und leicht zu identifizieren. Der 18 oder 19 jährige "Wehrpflichtige" wurde also darauf geschult auf Russen zu schießen. 

Idealerweise also auf den mittleren Oberkörper, da hast du die beste Trefferquote. Der Rest ergibt sich.

Aber das war ja alles nur Schwachsinn. Die Bundeswehr war ein Witz, nichts hat auch nur annähern funktioniert und wir haben halt so getan als wäre die Bundeswehr eine tatsächliche Armee. Mit Waffen und so ..., lächerlich.

Der interne "Joke" war damals immer, falls die Russen angreifen, und warum sollten sie das, würden wir die rote Armee ca. 24 Stunden aufhalten. Thats it. Ein Tag. Maximal. 

Drei Tage später wären sie in Paris. Die atomare Eskalation stand allerdings, wie auch heute, immer vor der Tür. Aber warum sollten sie, die Russen, Suizid begehen? 

Andererseits hatte die Bundeswehr damals angeblich 2000 Panzer - das ist ein Haufen Zeugs. Heute sind es wohl eher 200 - Einsatzfähig davon 10. LOL.

Dann kamen die 90er Jahre. Gorbatschow. Glasnost und Perestroika. Die Wiedervereinigung. Frieden. Abrüstung. Ein geintes Europa. Die leider verpasste Chance Russland in Europa einzubinden und willkommen zu heißen. Was für eine Arroganz. 

Tja und jetzt der Ukraine Krieg. Ich hätte es nie, aber auch tatsächlich nie im Leben, für möglich gehalten, dass ein "konventioneller Konflikt" möglich sei. Unmöglich. In Europa? So blöd ist doch niemand? Cyberwar. Satellite War. Social Media Krieg ja. Beeinflussung von demokratischen Wahlen durch Bots und gezielte Propagande. Ja, das machen die Russen schon lange. Ein Wirtschaftskonflikt. Denkbar.

Aber ein "konventioneller" Bodenkrieg? Mit Artillerie, mit Mienen, Sprengfallen, mit Mensch gegen Mensch? Häuserkampf? Unmöglich. Nie im Leben. Dafür sind wir doch viel zu zivilisiert und haben aus dem ersten, dem zweiten und allen anderen Kriegen gelernt. Und aus Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak 1 und 2. 

Und dann kommt da (nicht plötzlich) der irre MOFO aus Russland. Der Wahnsinnige.

Und auf einmal müssen alle Gutmenschen, alle WOKE, alle Grüne, SPD,  alle Oster-Frieden-Marschierenden, alle Woodstock Hippie Rentner, alle friedensliebende Youngsters, alle Veganer, alle Atomkraftgegner, usw., usw. usw., lernen, dass es so einfach nicht ist. 

Scheiße. 

Deshalb müssen wir dem Wahnsinn Einhalt gebieten. Traurig. Teuer. Saublöd. Wir müssten, eigentlich, alle Energie dem Klimawandel widmen, bzw. Energie einsparen. Win - Win.

Die gute Nachricht ist, dass wir das können. Beides.

Aber, es gibt jetzt keine Ausreden mehr: wir, d.h. die freie Welt, Deutschland, Kanada, sind vereint mit der Ukraine im Krieg mit Russland. Niemand hat ebendiesen, den Krieg, gesucht, ganz in Gegenteil.

Slava Ukraine. 

Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und somit Demokratie werden überwiegen und lassen sich nicht besiegen. 

Ganz sicher ist die westliche Demokratie nicht ideal, aber das geringste aller Übel.  Ich glaube, Churchill hat das mal so ähnlich gesagt. 

Und deswegen muss Deutschland jetzt seine Zurückhaltung aufgeben und endlich liefern. Egal was die brauchen. 

Wie es die Ukrainer halt sagen: gebt uns das Material, wir machen den Rest.

Bezüglich Material:

das der Westen und die freie Welt (und die NATO) sich zumindest nicht besiegen lassen werden, ist eh klar. Das war von Anfang an klar und ist relativ beruhigend. Wir, die freie Welt, sind technologisch und wirtschaftlich einfach überlegen. Was die Ukraine gerade gemacht hat ist genial. Gebt uns die Technologie, produziert was ihr eben könnt und dann machen wir die Russen platt - das ist die Devise. Strategisch genial. 

Wir, der Westen, können immer nachlegen - insofern wir müssen. "Moderne" Kriege können eigentlich nur durch Lufthoheit und Luftüberlegenheit gewonnen werden und genau die haben die Russen nicht. 

Ich denke auch das 2% Verteidigungsbudget Gerede ist totaler Schwachsinn. Die NATO, die EU und die Amis haben derartig viel Gerät und Technologie "herum stehen", dass das bei weitem ausreichend wäre um jedem Aggressor (davon gibt es ja nicht so viele, Gott sei Dank) zu stoppen - auch mit einem Prozent der Ausgaben. Wenn man sich koordinieren würde. Wozu brauchen die Niederländer oder die Franzosen Panzerbrigaden? Kümmert Euch um Eure Küstensicherung. Den Rest machen die Polen und die Rumänen. Ganz vereinfacht ausgedrückt. Also, wir brauchen endlich eine europäische Verteidigungsunion. Eine europäische Armee. Frankreich hat Atomwaffen und eine ordentliche Luftwaffe, die deutschen "können" Aufklärung (AWACS), Panzer und Artillerie, die Schweden und vor allem die Briten (wenn auch nicht mehr Europäisch - leider) können noch ganz anderes.

Seien wir also mal ganz vorsichtig mit der Rüstungsindustrie und deren momentanen "Goldrausch".

Der Putinismus könnte relativ rasch implodieren. Danach sollten wir den Russen die Hand reichen. 

Aber "first things first": geben wir der Ukraine erst mal das Material und die Unterstützung welche sie brauchen. Egal was. 


p.s. da ist ein clip von Aljazeera von gestern, 12. September - dem arabischen Propagandasender - und der russische Kommentator der Sendung (und der "special operation") scheißt sich in die Hose. Der Ukrainer lacht sich kaputt. Ich schaue mir gerne mal so Sachen aus dem anderen Blickwinkel an - insoweit in Englisch oder irgendwie verständlich. 

https://www.youtube.com/watch?v=QcQ7h0DGHo0

In etwa:

"Bitte lasst uns Russen (Putin) das Gesicht wahren, nehmt uns bitte die Krim nicht weg, dann hören wir auch mit dem Blödsinn auf." 

Hochinteressant. 

Ganz im Gegenteil würde ich meinen. Vorschlag abgelehnt.




 

 


 













 




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