Samstag, 19. März 2022

Update

Ich gebe zu, die Lage und die Welt in welcher wir leben kann schon manchmal ein wenig verwirrend sein und uns zum zum zweifeln am Zustand ebendieser bringen. 

Wie ist die Lage hier?

Ich hatte gestern, anstelle unseres sonst normalen, ca. zweistündigen Team meetings, eine "Wanderung" anberaumt. Oben am Berg.


 

D.h. wir haben uns oben am Berg im Restaurant am Lac de Castor getroffen, haben eine "informelle" Kaffee Besprechung abgehalten, sind dann einfach mal zwei Stunden spazieren gegangen und habe uns dann "ausgesprochen". 

Der Krieg lag ja seit ca. zwei Wochen "bleiern" in der Luft und alle im Team haben es in den letzten vierzehn Tagen strengstens vermieden das Thema "offiziell" anzusprechen. Aber seit gestern sind wir alle erleichtert denn unsere russophonen Kollegen sind alle auf unserer Linie. 

Sie sind erschüttert, sind betroffen, sind zutiefst traurig und verstehen Putin und seine Welt nicht mehr und das gibt auch mir ein wenig den Glauben "an die Welt" zurück.

Wir haben gestern extrem offen, extrem betroffen und extrem emotional miteinander gesprochen. Ich habe meine eigene "deutsche" Geschichte dargelegt. Jeder im Team kennt sie. Ich habe mehrere jüdische Kollegen und wir sprechen oft über die Nazis und den Holocaust und die schreckliche Verantwortung der deutschen Vergangenheit. Ich erzähle vom Reisighof, von den Erzählungen der Tante, von meinen Eltern. Der Hitlerjugend. Der junge Vater als Kanonenfutter an der Front in Jugoslawien.

Meine Kollegen erzählen von Großeltern welche in Buchenwald oder Auschwitz gestorben sind. Vom jüdischen Großvater welcher im ersten Weltkrieg das eiserne Kreuz bekam. Solche Sachen.  

Meine Kindheit, unsere "Befreiung und Umerziehung" durch die USA, die schreckliche Vergangenheit von zwei Weltkriegen und dem daraus entstandenen tiefen Nachkriegs Pazifismus. Ich erkläre oft, das wir Deutsche einen unerschütterlichen Glauben an Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Demokratie und tiefe ethisch-moralische humanistische Wertvorstellungen erworben haben.

Meine russophonen Kolleginnen haben uns dann ihre Situation dargelegt. Meine - sehr geschätzte - Kollegin Irina hat mir gestern erzählt, dass sie z.B. ihre Tante in der Ukraine angerufen habe und diese hätte um Hilfe gefleht weil "die Russen sie töten wollen und angreifen". 

Ihr Onkel hingegen, im Donbas, hätte gesagt: "die Ukrainer wollen uns umbringen". 

So komplex und kompliziert ist die Situation. Für mein, sehr vereinfachtes Verständnis, ist das ein bisschen wie Südtirol, aber mit Krieg und einem extrem ideologischen Gegensatz. Was ich damit sagen will ist folgendes: die Ukraine tendiert seit dem Zerfall der Sowjetunion gegen Westen, will in die EU, will Demokratie und Freiheit. Gleichzeitig gibt es eine russische Minderheit, u.a. im Donbas Gebiet (Donezk und Luhanskt) welche ihre russische Kultur, ihre Sprache und ihre Gesellschaft nicht aufgeben will. Wenn ich das richtig verstanden habe. 

Meine russophonen Kollegen verstehen Ukrainisch können es aber nicht sehr gut sprechen - viele Ukrainer hingegen sind sogar muttersprachlich russisch.

Die einzige Lösung die ich sehe, wäre demnach ein Kompromiss der Ukrainer in dem sie diese Gebiete "zweisprachig" lassen und die russische "Kultur" und Gesellschaft nicht unterdrücken sondern anerkennen - d.h. ein Autonomie Status - wie Südtirol z.B.. Ihr gehört zur Ukraine seit aber Russen. Fair enough. Ihr könnt eure Schulen weiter betreiben, habt alle kulturellen Freiheiten, russisch bleibt die Muttersprache - aber, ihr seit Bestandteil der Ukraine und irgendwann der EU. Eine autonome Provinz - wie Südtirol. In etwa. Das könnte klappen. 

Leider wird das mit dem Psychopathen im Kreml nicht funktionieren. 

Leider. 

Ab nächster Woche werden hier die Flieger mit den Flüchtlingen ankommen. 

Unser Team wird gemeinschaftlich alles tun um den ukrainischen Menschen zu helfen und wir können jetzt - guten Gewissens - Beratungsgespräche und Hilfe auf russisch anbieten.

Leider nicht auf Ukrainisch - aber besser als gar nichts. 

 

Ich bin nach dem Meeting vom Berg aus nach Hause gelaufen, frische Luft und Bewegung tut immer gut. Ich kann ja mittlerweile wieder laufen. Die Grabsteine auf dem protestantischen Friedhof kommen so langsam wieder zu Vorschein. Da gibt es auch hunderte von Kriegsgräbern. Aus diversen kriegerischen Auseinandersetzungen - unter anderem auf der Krim.

Diesmal haben wir entweder ein existenzielles Problem oder aber eine historische Chance: 

a) die Welt geht unter und der Psychopath drückt auf den Knopf

oder 

b) die freie Welt macht dem Spektakel ein Ende - ein für Alle mal.


Dann müssen aber auch, wo wir schon mal dabei sind,  u.a. Bachir al- Assad und Kim Jong Un nach Den Haag übersenden.

 

p.s. Wo wir schon mal dabei sind die Oligarchen zu entmachten schlage ich zudem vor alle "Aktiva" unseres Ex-Kanzlers und mini Oligarchen - Gerhard "Vladimir" Schröder - einzufrieren. Insofern rechtlich zulässig. Sollte er "unschuldig" sein, kriegt er die Kohle natürlich zurück. Mit Zinsen.  

p.p.s. Die Ukrainer führen im Moment "unseren Krieg". D.h. sie sterben für uns und wir sehen zu - deshalb sind wir moralisch verpflichtet zu tun "was wir können". Helft soviel ihr könnt. Bitte.






 

 

 





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