Dienstag, 29. Dezember 2020

Winter "soft"

Eigentlich bin ich immer nur den Hammer harten Quebec Winter gewöhnt. So von - 25 bis - 35 Grad, Tonnen von Schnee, Blizzards. Absolut Hardcore manchmal. 

Dass es auch "softer" gehen kann wusste ich gar nicht - oder hängt es mit dem Klimawandel zusammen? Ja gut, ein paar Tage mildes Wetter sind da eher nicht aussagekräftig. 

Jedenfalls herrschen im Moment ideale Bedingungen oben am See. 











Leichter Schneefall, Temperaturen zwischen plus 2 und minus 10 (Nachts). Eine zauberhafte Winterstimmung mit totale Stille. 

Der Ofen bullert, wir spielen ein paar Brettspiele und lesen am Abend "Die Zeit"! Ansonsten lange Spaziergänge in der Wildnis oder auch einfach nur auf den Wegen am See. Die Toilette gefriert nicht ein und trotzdem ist Winter.

Man hört nur ganz leicht wie die unglaublichen Wassermassen vom Riviere Rouge durch den Canyon rauschen. 

So lasse ich mir das "eingehen". Genial.

 

Und Lili muss noch ein bisschen an der Langlauftechnik arbeiten.

Dienstag, 22. Dezember 2020

Ein Wintertraum

Die Kinder und ich haben ein paar Tage am Chalet verbracht. Einfach schlicht und ergreifend genial (einfach). 

Wer hier - ab und an - ein wenig mit liest ist mit den Quebecer Wetterbedingungen bzw. dem Quebecer Winter ja einigermaßen vertraut. 

Alles, aber wirklich auch jedes Extrem, ist theoretisch möglich. 

Aber dieses mal war es einfach nur ein entspannter "Wintertraum". 

Bei der Ankunft am Chalet war zunächst die Außentemperatur höher als die Innentemperatur, was am aktuell milden Wetter lag und der Tatsache geschuldet war, dass es die Tage davor starken Nachtfrost gegeben hat. 

Die Innentemperatur bei Ankunft war so ca. -5 - außen hatte es ca. 0 Grad. 


 

Nach ca. einer halben Stunde und dem Ausnutzen aller wärmenden Elemente ist man dann irgendwann bei ca. 0 Grad Celsius. Danach geht es relative zügig hoch, vor allem, wenn "Das Biest" anspringt! Der Bullerofen.

 

 

Wenn "Das Biest" abgeht und mit dem richtigen Holz bestückt ist, d.h. mit ziemlich harten Buchenholz mit einem super Brennwert, dann fahre ich die Kiste innerhalb von einer Stunde auf ca. 20 Grad plus hoch. Je nach Außentemperatur. Wenn ich innen allerdings minus 20 habe brauche ich ein bis zwei Stunden mehr. Aber es ist letztlich lediglich eine Frage der Zeit. Der Bullerofen produziert, unter Höchstlast, bestimmt 5kw.

 


Das Eis war top - leider hatten wir die Schlittschuhe vergessen. Doof.


 

Die arme Lili sitzt derweil in voller Skimontur vor dem Heizstrahler.

 




Der Rest ist dann ein Wintermärchen. Wie gemalt. Ein Traum. Inklusive Sauna, ausgedehnten Wanderungen in der Wildnis, Brettspielen, kochen, lesen und Musik hören. Es lebe das Leben. Langlauf bzw. Backcountry ging noch nicht da zu wenig Schnee lag. Ungewöhnlich für die Jahreszeit. 

Das Beste ist allerdings, dass man "off the grid" ist. D.h. es gibt kein Internet und kein Handy, kein TV und kein Radio und man ist, sozusagen, der Realität entflohen. Covid-19? Nachrichten? Was ist das?

Hinter unserer Hütte fängt in der Tat die relative Wildnis an denn wir sind das letzte Haus und danach kommt erst mal nur noch Wald.  Als ich gestern Abend um ca. 23 Uhr nochmal kurz an die frische Luft gegangen bin, da habe ich einen Kampf mitbekommen welcher mir fast das Blut in den Adern gefrieren hat lassen. 

Ein Tier, wahrscheinlich ein Reh, hat wahnsinnig intensiv geschrien, erst ganz weit rechts im Wald. Geschätzt 500 bis 1000 Meter weit weg im Wald, dann habe ich die Jagd bzw. die Flucht miterlebt, es ging - unglaublich schnell - nach links und dann hinter dem Chalet zu uns auf den Berg rauf. Aufgrund der totalen Stille hört man das dann sehr intensiv - ich schätze mal der Luchs hat zugeschlagen. 

Der Todeskampf war grausam. Die Wildnis. Alter Schwede.







Samstag, 12. Dezember 2020

Lockdown - schon wieder!

Die Québecer ziehen die "Covid Stellschrauben" ein wenig an, in Deutschland könnte nächste Woche ein "harter Lockdown" kommen und auch in Montréal ist das nicht gänzlich ausgeschlossen.

Also mache ich lieber ausgedehnte Spaziergänge bevor ich eventuell das Haus mal wieder zwei oder drei Wochen nicht verlassen darf. 

Zum Beispiel rauf über den Berg - mit Blick auf das Oratoire Saint-Joseph und hinten am Horizont der "Lac St. Louis", wenn ich mich nicht irre. 


Ansonsten waren heute unglaublich viel Leute unten auf der Avenue Mont-Royal und überall standen die Menschen in langen Schlangen vor der Tür da nur eine bestimmte Anzahl von Leuten in die Geschäfte dürfen. Das Weihnachtsgeschäft sollte trotzdem "brummen".

Und was für ein Glück, dass ich meine Privatsauna im Schuppen habe - genial. Noch eine Woche, dann ist erstmal "Schicht im Schacht" vor dem 10. Januar geht eh nichts wirklich weiter. 

Auch kein Problem denke ich: die paar Wochen überleben wir jetzt auch noch.



Mittwoch, 9. Dezember 2020

COVID - wie ist die Lage in Montréal?

Moin, 

ich war heute im "Briefing" mit der Gesundheitsbehörde und habe mir mal die aktuelle Situation erklären lassen. Die letzten Wochen habe ich das Meeting "geschwänzt" aber aufgrund der momentanen Lage wollte ich mal hören was Sache ist. 

Es dürfen z.B. keine selbst gemachten Masken mehr getragen werden bzw. Schals oder ähnliches sondern es werden nur noch "richtige" amtliche Masken anerkannt. Bei Nichtbeachtung gibt es möglicherweise eine Geldstrafe. 

Dann gibt es ab Anfang Januar zunächst 9000 Impfdosen für mein Viertel - geteilt durch Zwei ergibt das zunächst nur ca. 4500 Personen pro Woche. Das würde dann theoretisch 31 Wochen dauern bis alle Menschen geimpft werden können. Aber das ist natürlich nur der Einstieg und die Produktion sowie die tatsächliche Durchführung wird sicher enorm hochgefahren mit der Zeit. Ich gehe davon aus, dass die "Herdenimmunität durch Impfung" spätestens ca. Juni, Juli abgeschlossen sein könnte.

Genau wie in Deutschland werden zunächst die Alten- und Pflegeheime priorisiert sowie alle Mitarbeiter im Gesundheits- oder Pflegewesen. Absolut okay und logisch. 

Dann kommen die nachgeordneten systemrelevanten Personengruppen dran - Polizei, Feuerwehr, Lehrer, etc. - auch Sozialpädagogen. 

Weihnachten und Silvester werden - wie auch in Bayern - "abgesagt". Ich muss  z.B. meine für diesen Freitag geplante gemeinsame Weihnachtswanderung mit dem Team absagen. Das war so eine Alternative für unsere nicht stattfindende übliche Weihnachtsfeier. 

Kontaktbeschränkung ist das Maß aller Dinge obwohl die quebecer Zahlen im Vergleich mit z.B. Bayern fast paradiesisch sind (Inzidenzrate unter 50, falls ich  mich nicht täusche - die rechnen hier anders). 

Es wird dringend angeraten einfach nochmal drei oder maximal vier Wochen Zuhause zu verbringen und auch die Schulen werden ein paar Tage vor Weihnachten und dann bis ca. 10. Januar geschlossen bleiben. 

Warum auch nicht. Wir sind fast am Ziel und jetzt brauchen wir halt nochmal ein wenig Geduld und Ausdauer und dann ist "der Käse gegessen". Gott sei Dank. 

Ach ja, das Vakzin kommt aus Europa, Trumpi The Looser hat alle Exporte nach Kanada verboten und die Kanadier sind noch nicht ganz so weit.

 

 



 

  



Dienstag, 8. Dezember 2020

Servus Alex, weil wir schon mal beim Thema sind, zwengs HJ und so weiter

Ich will da jetzt übrigens ganz bestimmt keine ethisch moralische Familiendiskussion vom Zaun brechen sondern lediglich ein paar historische Dokument mit euch teilen.

 


Meine Mutter, eure Oma, wurde 1942 "eingestellt" in die HJ. Ich glaube nicht, dass sie gefragt wurde.





Als mir Alex die whatsApp geschickt hat, zwengs dem "Braunhemd" der HJ und wo das wohl herkommen könne, ist mir eingefallen, dass ich noch ein paar andere Unterlagen rumliegen habe. Alex ist der Meinung, dass Gerda nur im BDM gewesen ist aber dem ist nicht so. 

Ohne Wertung. Ohne Anklage. Ohne Be- oder Verurteilung. Die Kids konnten in den damaligen Zeiten nichts dafür. Die jungen Menschen wurden von einem verbrecherischen Regime von Kindheit an indoktriniert und hatten keine "Wahl". 

Aber lieber Alex, die "Oma Gerda" war sehr wohl in der HJ und nicht nur im "Bund Deutscher Mädel". Wo da der Unterschied war ist mir, ehrlich gestanden, auch nicht ganz klar.  

Vom Reichsarbeitsdienst wurde sie befreit. Landwirtschaft halt. 

Von daher gesehen, könnte das "Braunhemd" vielleicht auch aus dieser Quelle kommen.

Montag, 7. Dezember 2020

Warum habe ich diverse Nazi Klamotten? Gute Frage Alex. Hier kommt die Antwort.

Mein Patensohn, Mr. Alex Loos, hat mir heute eine Anfrage geschickt und das betraf ein "braunes Hemd". Wir wissen ja alle, dass er sehr an der Geschichte des Dritten Reiches usw. und an der diesbezüglichen Geschichte unserer Familie interessiert ist. Eigentlich wollte ich ihm eine email Antwort schreiben, aber dann dachte ich das ich das vielleicht eher in den Blog stelle. 

Öffentliches Interesse sozusagen.

Ja, es stimmt. Ich besitze einige Naziutensilien oder "Devotionalien" wie die richtigen Freaks das Nennen.

Die meisten davon sind einfach zufällige Sammler Objekte, z.B. der Schlüsselaufhänger mit Aufschrift "Adolf Hitler Platz 1" in Kulmbach - d.h. der heutige (und frühere) Holzmarkt. Der Vater hat irgendwann mal ein altes Stück Möbel verbrennen wollen und ich sah dann das Emblem und habe es abgeschraubt und seit knapp 25 Jahren hängen die Schlüssel in Montreal an einem Schlüsselanhänger von obiger Adresse. Das hat noch nie jemand gelesen oder bemerkt im übrigen - ist halt ein 30er Jahre Ding.

Unsere Oma Müller hat ja, bis zu ihrem Lebensende, immer gesagt "die Hitlerbrücke" obwohl das, seit was weiß ich wie vielen Jahren, die "Berliner Brücke" gewesen ist, über den Main, Richtung Blaich. Sie kannte das halt nur als "die Hitlerbrücke". Und der ehemalige und heutige Holzmarkt war dann halt mal ein paar Jahre lang der "Hitlerplatz". Kulmbach war ja damals "führend" in der Bewegung. Leider. 

Wie dem auch sei - jedenfalls besitze ich in der Tat ein paar Nazi Insignien. Ich denke, dass Alle welche mich kennen und wenn auch nur 30 Sekunden, mich niemals "verdächtigen werden" irgendeiner Nazi Ideologie anzuhängen. Alter Schwede. No Way. 

Aber ich bin ein Kind der Nachkriegsgeneration. Geboren 1960. Von ehemaligen Nazirichtern "zum Kriegsdienst" verurteilt. Ein Geschöpf einer Generation welche nach Antworten gesucht hat. Und genau wie Alex, sind wir immer noch, auf eine gewisse Art und Weise, fasziniert von dieser Vergangenheit. 

Für die Tante, die Mutter, Vater, etc., war "der Krieg" und der Nazionalsozialismus ja immer noch präsent. Die waren traumatisiert als Generation, als junge Menschen, erschüttert, ernüchtert, enttäuscht, angeklagt - es war einfach furchtbar. Es muss furchtbar gewesen sein. 

Ernsthaft: wer von uns ist schon mal auf einem Acker (Saugrube) von einer Spitfire angegriffen worden? 

Aber, und jetzt kommt die Antwort auf die Frage von Alex:

wie kommt es, dass ich noch so Nazi Zeugs rumliegen haben?

Also, hier ist, was mir die Tante erzählt hat:

Die Wehrmacht hatte wohl jede Menge Lager. Nachschub, Klamotten, Essen, Munition, usw, usw.! Der Rest der Bevölkerung hatte - sprichwörtlich - nichts.

Eines dieser Ausrüstungslager befand sich - laut Tante - unten im Dorf, in Ködnitz - möglicherweise im "Hupfersaal".

Die Leute hatten nichts zu essen, nichts zum anziehen, es gab schlicht nichts was man gebrauchen hätte können. Als dann im März oder April 45 die US Truppen nach Franken kamen und uns befreiten und als die Wehrmacht sich "auflöste" bzw. vor den "Amis" flüchtete" und man alles weg warf was nach Nazis aussah, da haben die "Kengster" das Depot geplündert. Das war überall so in Deutschland - man hat sich geholt was man konnte, Klamotten, Essen, Kohle, egal.

Die Menschen haben alles mitgenommen was man sich eben so vorstellen konnte. Egal was. Was halt da war. 

Unter anderem "U-Boot" Lederjacken und Hosen. Warum diese "Artikel" in einem Depot in Franken eingelagert waren entzieht sich jeglicher Logik. Logik war den Nazis eh eher fremd.

Fakt ist: ich besitze eine U-Boot Jacke und Hose der deutschen Marine und das war meine Motorrad Kleidung Anfang der 80er Jahre.



Das Zeug lag jahrzentelang rum und keiner hat es beachtet. In der Maschinenhalle übrigens. Praktisch, billig und relativ cool.

 

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Das Braunhemd der HJ kommt direkt aus Tantes "Beständen". Neu. Ungetragen. 

Aber das war es dann auch schon wieder.