Mittwoch, 9. Januar 2013

"Die Welt" mit einem Bericht über Bayreuth

Meine "Top Insider" Kommentare sind am Ende der Seite .............................

http://www.welt.de/regionales/muenchen/article112400528/200-Jahre-Wagner-Bauen-laestern-streiten.html



05.01.13

Bayreuth

200 Jahre Wagner – Bauen, lästern, streiten

Das Wagner-Jubiläumsjahr 2013 sorgt in Bayreuth für Verwerfungen. Der Mythos des Komponisten Richard Wagner wird auch das überleben. Und die Besucher mit Gummistiefeln und Bauhelm. Von
Bayreuther Festspielhaus eingerüstet
Foto: pa/dpa Baugerüste verhüllen das Königsportal des Festspielhauses am Grünen Hügel in Bayreuth. Im Jubiläumsjahr sollen die Schäden an der Fassade beseitigt werden 

Themen
Einmal im Jahr, sechs Wochen lang, ist Bayreuth der Nabel der Wagner-Welt – während der Festspielzeit. Danach fällt die 73.000-Einwohner-Stadt in Oberfranken wieder in ihren provinziellen Standardmodus zurück. So ist das. Normalerweise. Doch heuer ist alles anders. Alles?
2013 feiern die Wagnerianer den 200. Geburtstag und den 130. Todestag ihres Meisters. Da steht die wichtigste Wirkungsstätte des Komponisten das ganze Jahr über im Fokus.
Aber mit ihm eben auch der Wagner-Zirkus: das Gerangel um Zuständigkeiten, der Streit ums Geld und die selten harmonischen Wortmeldungen der Wagner-Enkel und -Urenkel. Der Zank hat Tradition. Und zum Jubiläum wird erst recht gestritten.

Zu teuer und zu ungeheuer

Es begann schon mit dem ersten Programm-Konzept, das Professor Anno Mungen vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Uni Bayreuth präsentieren sollte. Es war den Stadtvätern zu teuer und nicht ganz geheuer: Mungen wollte zeitgenössische Künstler à la Schlingensief für Installationen in der Fußgängerzone gewinnen, ein Filmfestival veranstalten und das Internet via "WagnerWorldWide" einbeziehen.
Das hielten zum Beispiel Vertreter der "Bayreuther Gemeinschaft", die heute die Oberbürgermeisterin stellt, für "völlig unnötig". Sie fanden es "ungeschickt", mit einer weiteren Internetseite an den Start zu gehen, "statt die weltweit eingeführte Seite der Festspiele zu nutzen".
Mungen ist nicht nur aus der Programmgestaltung ausgeschieden, seine universitären Wagner-Veranstaltungen tauchen auch im offiziellen Programm nicht auf. Der Wissenschaftler setzte "WagnerWorldWide" dennoch um: Seit Monaten laufen Ringvorlesungen und Konferenzen zusammen mit schweizerischen, chinesischen und amerikanischen Wagner-Forschern.

Von der Musikschule auf den Grünen Hügel

Weil die Stadt zwischendurch keinen Kulturreferenten hatte – auch das eine Bayreuther Spezialität – wurde die Verantwortung für das Jubiläumsprogramm 2010 Nicolaus Richter übertragen, Direktor der städtischen Musikschule.
Und der hat unter dem Motto "Da steckt Wagner drin!" rund 100, teilweise top besetzte Veranstaltungen rund um Richard Wagner und seinen Kosmos versammelt. Und schon wird wieder gestichelt: "Hochkarätig", sagen die einen, "mainstreamig" mäkeln die anderen.
Eine kleine Auswahl: 2013 startet mit einer Wagner-Comedy, produziert von Regie-Meister Philippe Arlaud. Die Neuköllner Oper präsentiert ein Stück nach Ring-Motiven mit Stockhausen-Musik, Stefan Kaminski bringt den Ring als One-Man-Hörspiel auf die Bühne, die Bamberger Symphoniker kommen, ebenso das Rundfunkorchester des BR unter Andris Nelsons und selbstverständlich die Sächsische Staatskapelle unter dem derzeit angesagtesten Wagner-Dirigenten Christian Thielemann.

Karten sind vergriffen – wie immer

Natürlich leitet er das Geburtstagskonzert im Festspielhaus, das ebenso natürlich längst ausverkauft ist. In Kooperation mit dem Gewandhausorchester werden die Frühwerke Wagners in Bayreuth aufgeführt. Außerdem stehen zahlreiche Ausstellungen, Vorträge, kleinere Konzerte auf dem Programm.
Und natürlich die Festspiele, die den Ring neu herausbringen. Aber dafür bekommt man natürlich auch keine Karten mehr.
Typisch für Bayreuth wird beckmesserisch festgestellt, dass das Programm neben Mungen auch Sissy Thammer nicht berücksichtigt. Sie ist seit einem Vierteljahrhundert Direktorin des Festivals junger Künstler Bayreuth, das seit mehr als 60 Jahren parallel zu den Bayreuther Festspielen im Sommer stattfindet und junge Musiker aus der ganzen Welt zusammenbringt. Mal wird da Wagner gespielt, meistens aber nicht.
"Bei uns steckt halt kein Wagner drin", sagt Sissy Thammer streitlustig. "Wir sind ja keine Archäologen, die alte Dinge ausgraben, und die – nebenbei bemerkt – besser begraben blieben. Unser Programm ist zukunftsgerichtet!".

Gummistiefel und Bauhelm

Nicolaus Richter lässt sich davon nicht die Laune verderben. "Wir haben jeden gefragt, unser Programm stand jedem offen, der zum Jubiläum beitragen will. Herausgekommen ist ein Programm, wie es sonst in Weltstädten aufgeführt wird!"
Apropos Weltstadt: In Bayreuth werden sämtliche Baustellen spätestens in der Nacht vor der Festspiel-Premiere – wenn die Wagnerianer aus aller Welt anrücken – beseitigt, zur Not hinter ein paar Blumenkübeln versteckt. Zumindest war das gefühlte 100 Jahre so. Wer aber 2013 nach Bayreuth pilgert, sollte Gummistiefel und Bauhelm mitbringen.
Auf dem Papier spricht Oberbürgermeisterin Merk-Erbe von der "sehr großen Chance, Bayreuth überregional als die Wagnerstadt schlechthin zu präsentieren". Doch wo Wagners Wähnen Frieden fand, an seinem Wohnhaus Wahnfried, herrscht Baulärm, sein Festspielhaus ist eingerüstet.
Das jüngst zum Weltkulturerbe erhobene Markgräfliche Opernhaus, wo Wagner anlässlich der Grundsteinlegung für sein Festspielhaus 1872 Beethovens Neunte dirigierte, ist ebenfalls wegen Umbauarbeiten geschlossen.

Bauarbeiten unvermeidlich?

Irgendwie war das alles unausweichlich, ist keiner richtig schuld, und schlimm ist es ja eigentlich auch nicht wirklich, finden die Verantwortlichen. Wilhelmines Rokoko-Opernhaus untersteht der staatlichen Schlösser- und Seen-Verwaltung, und die vermittelt den Eindruck, als habe sie mit all dem Wagner-Gedöns nichts zu tun.
Die Sanierung sei ein auf "langfristigen Ertrag ausgerichtetes Großprojekt", von Genehmigungsverfahren, Planungsvorläufen und Finanzierungsentscheidungen abhängig. "Eine Verzögerung der Sanierungsmaßnahmen wäre nicht zu rechtfertigen, zumal es sich bei dem Opernhaus um kein 'Wagner-Denkmal' handelt", erklärt die Schlösserverwaltung trocken.
Besucher können 2013 ein provisorisches Welterbe-Zentrum und ein paar Säle sehen.
Planungs-, Finanzierungs- und Genehmigungsfragen spielen auch beim Umbau des Richard-Wagner-Museums eine große Rolle. Mittlerweile ist das Haus seit September 2010 geschlossen. Absperrband und Bagger also, wo Wagnerianer sonst in stiller Andacht am Grab des Meisters innehalten.

Streit um Museum

Planer, Stadt, Museumsleitung, Familie – alle haben unterschiedliche oder gar keine Vorstellungen, was genau das Richard-Wagner-Museum künftig sein soll. Und dann beschweren sich auch noch Anwohner, dass Bäume im Park gefällt werden müssen.
In zwei Jahren schafften es die Beteiligten – Haus und Grundstück gehören der Stadt, die es der Richard-Wagner-Stiftung überlässt – nicht, die Villa für das Jubiläumsjahr vorzeigbar zu machen. "Wir versuchen, die Peinlichkeit zu lindern", sagt Nicolaus Richter freimütig. So werden während der Festspielzeit Teile der alten Landesausstellung zum Wagner-Gönner König Ludwig II. in Wahnfried zu sehen sein.
Und dann ist da noch das Festspielhaus, das seit November eingerüstet ist, weil der Putz bröckelt. Im März wird klar sein, ob es das Gerüst auch während der Festspiele braucht. Ministerialdirigent Toni Schmid, Vorsitzender des Festspiel-Verwaltungsrats und des Stiftungsrats der Richard-Wagner-Stiftung, wird unwirsch, wenn er hört, dass der Freistaat längst hätte etwas tun müssen. "Wir sind doch erst seit ein paar Jahren dabei!"
Seit 2008 genau sind Stadt, Freistaat, Bund und die Gesellschaft der Freunde zu je 25 Prozent Gesellschafter der Festspiel-GmbH, das Haus aber gehört der Stiftung, die es an die GmbH vermietet. Vorher war Wolfgang Wagner alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer. Jetzt müssen quasi zwei Parlamente und ein Stadtrat mitreden bei jeder Ausgabe.
Nur Schmid bleibt ruhig: "Das Wichtigste ist die Sicherheit der Festspielbesucher. Dagegen scheint mir die Frage der Einrüstung sekundär."

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Soweit der Artikel aus der Welt. Sagt man "die Welt"?? Wie dem auch sei - ist eh ein reaktionäres Blatt. Aber ausnahmsweise - wenn es schon mal über die "fränkische Provinz" geht wie sich z.B. "Die Zeit" ausdrückt (ebenfalls Titelseite über Wagner). Welch großartige Gelegenheit sich der Welt zu präsentieren. Nicolaus (Richter) und Sissy (Thammer) sind zwei ehemalige Mitstreiter aus meiner Bayreuther Zeit. Nicolaus hat zu meiner Bayreuther Zentrumszeit ganz hervorragend gegen den damals gerade neu installierten amtierenden Kulturreferenten intrigiert (ein Metier, welches er noch meisterlicher versteht als Violine zu spielen oder zu dirigieren) um dann, aus lauter Not, dessen Job als "Kulturbeauftragter" kurzerhand selbst zu übernehmen. Sissy Thammer, die, auf eine gewisse (fast schon) positive Weise, total durchgeknallte Intendantin (den simplen Titel "Direktorin" würde Frau Dr. hc als extrem abwertend bezeichnen .....) des Festivals steht in Todfeindschaft zu Nicolaus und vice versa. Kein Wunder, daß sie da bei dem Wagnerspektakel komplett ausgeklammert wird. Sind alte Geschichten aber da könnte ich herrliche Anektoden erzählen. Bayreuth wie es leibt und lebt sag ich da nur ........... dann wagnert mal schön ............... paßt auch gut zu dem Gemetzel oben auf dem Hügel.

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